Workshop – Eine Zeitreise mit dem Desktop Teil 1

Am vergangenen Freitag, d.h. ziemlich genau eine Woche vor der NRW Conf, haben sich Frank Pfattheicher und Silvio Katzmann freundlicherweise bereit erklärt, ihren Workshop ‘Eine Zeitreise mit dem Desktop’ in abgespeckter Form für mich und ein paar weitere Auserwählte abzuhalten. Der Workshop thematisiert die aktuellen Oberflächen-Technologien für den Desktop Bereich. Angefangen bei dem Klassiker WinForms, über WPF bis hin zum brandaktuellen Modern UI auf Basis von XAML und C# (als ein Vertreterpaar, siehe Bild).

Der Workshop beinhaltet zunächst ein kurzes Für und Wider der jeweiligen Technologien. Das Resümee entspricht dem, wie es vermutlich aktuell die meisten Entwickler sehen:

  • WinForms: Für bestehende Anwendungen, Remote Desktop Szenarien (WPF hat hier Probleme) und für ältere Betriebssysteme wie Windows 2000
  • WPF: Für neue Anwendungen, stark multimediale Szenarien (oder Spiele) und bei Bedarf zur Kollaboration von Entwickler und Designer
  • Silverlight: De facto am Ende
  • Modern UI: Für Windows 8 App Entwickler

Da mir die Technologieauswahl essentiell erscheint, möchte ich näher darauf eingehen:

WinForms wird früher oder später aufgegeben. Allerdings erkennt man anhand der Community Feature Wunschliste für VS2012, dass hier noch lange Support erwartet wird. Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass es eher später, als früher fallengelassen wird. Speziell bei Remote Desktop Anwendungen führt aktuell kein Weg daran vorbei, da WPF auf Grund der technischen Implementierung (DirectX statt GDI) hierfür zu langsam ist. Einen entsprechenden Artikel gab es vor geraumer Zeit in der dotnetpro.

WPF scheint aktuell die beste Wahl zu sein, wenn es darum geht neue Applikationen zu schreiben. Allerdings ist der kleine Bruder Silverlight bereits zu Grabe getragen worden und hin und wieder zeichnen ehemalige Mitarbeiter von Microsoft ein eher trübes Bild, wohin die Reise geht. Microsoft hat bis auf wenige Ausnahmen (z.B. mit Visual Studio) selbst kaum Produkte im Sortiment, die WPF nutzen. Auch das ist kein positives Zeichen. Auch ein besonders für mich persönlich schlagkräftiges Kriterium, nämlich der oft versprochene Designer-Developer-Workflow, stellt sich in der Praxis laut besagten Referenten nicht ein und ist wenn überhaupt nur innerbetrieblich mit stark zusammenhängenden Teams zu erreichen. Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass sobald man Komponenten von Drittherstellen (wie DevExpress) einsetzt, es sich sowieso nicht mehr um WPF Controls handelt und dass ggf. Designer Werkzeuge wie Expression Blend Probleme haben können.

Zu guter Letzt bleibt Modern UI mit unterschiedlichen Lösungsansätzen. Aktuell kann man sicherlich sagen, dass die Zukunft ungewiss ist. Gemäß dem, wie ich die Stimmung bisher in der Community bisher empfinde, sieht es hier noch nicht rosig aus. Da wir aber von “Kachel”-Apps sprechen, ist diese Technologie sowieso für ERP-Systeme und ähnlich Geschäftsanwendungen nicht praktikabel.  Ganz abgesehen davon, ist der Code nicht kompatibel zu den .NET APIs. Inwieweit die gleiche Code Basis für Windows Phone 8 verwendet werden kann, ist ebenfalls fraglich. Gerade dieser Punkt, nämlich Write Once Run Anywhere, wäre für mich ein Killer Argument für das neue Framework gewesen.

Alles in allem sind sich die Referenten und ich uns einig, dass XAML bzw. die Konzepte und der Aufbau dahinter, sicherlich überleben werden. Demzufolge ist die Einarbeitung in XAML keine vergeudete Zeit. Wie es denn nun mit den Oberflächen für den Desktop weitergeht, ist unklar. Hier sind wir sicherlich nicht die Einzigen, die sich eine konkrete Aussage von Microsoft wünschen.

Beim hoffentlich im November stattfindenden Hackathon in Karlsruhe werde ich versuchen die Meinung anderer Developer einzufangen. Außerdem verweise ich noch auf zwei Artikel von mir:

 

Teil 2 des Serie gibt es jetzt hier.

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Ein Kommentar zu “Workshop – Eine Zeitreise mit dem Desktop Teil 1

  1. […] einen Kommentar » Nachdem ich in Teil 1 die aktuell zur Verfügung stehenden Technologien angesprochen habe, soll es nun mehr um Patterns […]

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