Die Bezeichnungen Senior Developer, Solution Architect und wie sie alle heißen sollen andeuten, dass es sich um jemanden mit Erfahrung handelt. In dem ein oder anderen Bewerbungsschreiben lese ich dann auch gerne “Experte”. Für mich sind das aber – und ich denke der Leser stimmt mir zu – alles relative Aussagen. Vor allem in Anbetracht der Produkt- und Themenvielfalt in der Programmierung.
Sicherlich kennt (wohlgemerkt: kennt, nicht kann) kein .NET Experte alle Programmiersprachen. Dann brechen wir das weiter runter. Sicherlich kennt kein C# Experte alle .NET Klassen. Ok, dann brechen wir es nochmal weiter runter. Sicherlich kennt kein C# BCL Experte die ganzen Facetten der Klasse String (Anmerkung: Wenn ein Leser dies anzweifelt, dann möge er sich diesen Artikel zu Gemüte führen).
Von daher tue ich mich logischerweise schwer, wenn ich von solchen Jobtiteln lese. Nichtsdestotrotz habe ich eine unsere Stellenausschreibungen genauso tituliert. Damit wollte ich ausdrücken, dass wir nach Kandidaten suchen, die sich schon längere Zeit mit der Materie beschäftigen. Ein wenig präziser schreibe ich: “Mindestens 5-jährige Berufserfahrung”. Erfahrung bedeutet nicht gleich tiefgreifende Kompetenz oder überragendes Know How. Ich hoffe der geneigte Leser stimmt mir zu. Aber für ein ganz grobes Profil und die Vermeidung völlig ungeeigneter Bewerbungen (wenn denn überhaupt so viele da wären…) muss das reichen.
Jetzt stellt sich mir die Frage wie sich ein sagen wir mal ausbaufähiges Fundament feststellen lässt. Krisztina nennt in ihrem Blogbeitrag ‘Are you nerd enough to code with us’ z.B. Clean Code, SOLID, TDD, etc.. Klar ist, dass mit den eigenen Ansprüchen vorsichtig umgegangen werden sollte. 100%ige Profiltreffer oder Kandidaten, die uns stark ähneln, gibt es nicht. Ganz abgesehen davon gingen bei einer homogenen Abteilung die Benefits des Melting Pots verloren. Den Mehrgewinn durch Vielfalt. Was suche ich also? Ich versuche es beispielhaft an der deutschen Sprache festzumachen: Wer unserer Sprache mächtig ist (Grammatik, Rechtschreibung, Umfang), der wäre für mich ein geeigneter Kandidat, wenn es darum ginge unseren schönen badischen Dialekt zu erlernen.
Und dabei setzt nun meine eigentliche Frage an: Woran mache ich es fest, dass jemand besagtes solides Fundament beherrscht. Im übertragenen Sinne die deutsche Sprache. Letzteres ist übrigens genauso schwierig zu prüfen, wie ersteres. Hier ein paar Beispiele, die ich zur Diskussion stelle:
- Ist das Schlüsselwort ‘yield’ bekannt?
- Worauf soll ich achten, wenn ich Programmcode gemäß dem Don’t Repeat Yourself-Prinzip analysiere
- Wozu dient das MVVM Entwurfsmuster im Kontext von WPF
Klar ist, dass die Fragen zum Themenschwerpunkt des Bewerbers passen sollten. Jemand, der bisher nur Backend-Code geschrieben hat, kennt sich verständlicherweise nicht mit WPF und MVVM aus. Nach 5 Jahren Entwicklung sollte aber jeder Entwickler (sogar PHP Developer
) das DRY-Prinzip kennen.
Was meint ihr? Wie lotet ihr das aus? Habt ihr auch die Situation, bei der ihr denkt: Also die Bewerbung hat überhaupt nicht gepasst? Eione kleine Bitte noch: Fachkräftemangel ist ein Thema für sich. Darum geht es mir in diesem Artikel nicht. Wer sich dafür interessiert, findet dieses Video vielleicht interessant.
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